„Marketing is everything and everything is marketing“

Edward Snwoden bekommt den alternativen Nobelpreis. Ist sicher eine wichtige Geste, die seinen Taten im Dienste der Freiheit eine gewisse Anerkennung zukommen lässt. Wichtiger wäre es jedoch gewesen, wenn die Welt auf seine Veröffentlichung mit echten Konsequenzen reagiert hätte. Vor einigen Jahren hätten seine Enthüllungen noch einen Feuersturm ausgelöst, heute, im Zeitalter des Tittytainment, passiert eigentlich nichts. Aber schon Benjamin Franklin hat uns vor solchen Entwicklungen gewarnt: „Wer die Freiheit zugunsten der Sicherheit aufgibt, der wird am Ende beides verlieren.“ Jedenfalls erinnert mich diese Preisverleihung wieder an die Skrupellosigkeit der Mächtigen, die im Dienste der guten Sache sich einen Dreck um mich und meine Rechte kümmern. Erinnern muss ich mich gerade auch an den Friedensnobelpreis für Barack Obama. Ich amüsiere mich heute noch köstlich über diese Entscheidung. Ähnlich amüsiere ich mich über die Seligsprechung des letzten österreichischen Kaisers Karl, weil er Krampfadern geheilt hat. Zwar hat Karl zu Lebezeiten keinen Friedensnobelpreis erhalten, zu Nahe waren wahrscheinlich die Erinnerungen an die Schützengräben des Weltkrieges. Jedenfalls würde es mich nicht überraschen, wenn Obama eines Tages für die Heilung einer Krankheit ähnliche Ehrungen erfährt. Irgendwie rückt diese Prognose Obama-Care doch in ein ganz anderes Licht. Man könnte wirklich glauben, dass heute alles möglich ist und jeder alles werden kann. Hauptsache die Propaganda, Entschuldigung das Marketing, funktioniert und man sitzt natürlich an den Hebeln der Macht. „Marketing is everything and everything is marketing.“

Apropos Marketing. Auch das Hick-Hack um die Ukraine geht weiter. Die NATO stockt ihre schnelle Eingreiftruppe auf, man muss ja seine verängstigten Mitglieder schützen oder ihnen zumindest das Gefühl der Sicherheit geben. Putin geht auf Türkeireise und verkündet dort, dass das „South Stream Projekt“ Geschichte ist. Der OPEC-Entscheid von letzter Woche lässt zuerst den Preis für Erdöl fallen und diese Woche kollabiert der schon schwer gezeichnete Rubel. Ein Schelm wer hier einen Zusammenhang vermutet. Warum sollte die OPEC auch Interesse an einen steigenden Ölpreis haben? Auch wenn das Verhältnis der USA zu Saudi Arabien ein wenig „angeknackst“ sein soll, so bleiben die beiden doch Verbündete, die Ihre Interessen gemeinsam verfolgen. Natürlich wäre hier der Einspruch legitim,  dass die Saudis mit dieser Aktion doch nur die US-Fracking-Konkurrenz im Visier haben. Die Saudis operieren also gegen die USA, dem einzigen Verbündeten in Zeiten des durch arabischen Frühling, Syrienkrieg und IS destabilisierten Nahen Ostens? Eher vermute ich hier, dass die Amis hier gerne diesen Preis zahlen. Sollte ihre Shale-Industrie Probleme bekommen, und der starke Anstieg der Renditen dieser Unternehmen deuten eine solche Entwicklung an, hat man ja immer noch die FED, die alle Probleme mit frischem Geld löst. Es hat eben seinen Preis Weltmacht Nummer 1 zu sein. Aber wahrscheinlich vermute ich hier Zusammenhänge, die nicht existieren.

Perfekt bewegt sich auch die EU weiter über das diplomatische Parkett, so wie bei fast jeder Aktion der Europäer seit den Protesten am Maidan. Man zeigt sich überrascht, über die Entscheidung Russlands die Pipeline nicht zu bauen, fantasiert sogar darüber das Projekt ohne Russland durchzuführen. Man apportiert fröhlich weiter die US-Interessen und ignoriert dabei seine eigenen wirtschaftlichen, energie- und sicherheitspolitischen Interessen. Das wirtschaftliche angeschlagene Russland verdient nun weniger. Dieses weniger an Geld gibt es nun lieber für seine Pipeline nach China aus. Auch der Ort der Bekanntgabe Putins ist interessant, die Türkei. Noch so ein Land, das die EU seit Jahrzehnten mit falschen Versprechen hinhält. Geopolitisch ist hier einiges im Gange und unsere Nachbarn beginnen immer mehr sich umzuorientieren. Bravo EU, eine diplomatische Meisterleistung folgt der anderen. Jedenfalls während der Wirtschaftskrieg weiter Fahrt aufnimmt, handeln sich die Kriegsparteien in der Ukraine einen Waffenstillstand aus. War die Ukraine vielleicht nur der Katalysator für etwas anders?

Skurriles Mainstream-Marketing konnte man auch im Vorfeld der Abstimmung zur Schweizer Goldinitiative beobachten. Stellen Sie sich vor, eine Nationalbank kann nicht mehr soviel Geld drucken wie sie will! Stellen Sie sich vor, die Politik müsste einmal ernsthaft über sparen nachdenken! Wie soll das bitte funktionieren? Als Staat bedient man sich ja der finanziellen Repression um seine Schulden zu zahlen, oder eigentlich lässt man sich dann ja die Schulden zahlen, aber egal. Zinsen runter, Inflation rauf – nominal passiert nicht viel, aber real bekommt jeder dies Politik zu spüren. Aber nun zurück zum Marketing. Jedenfalls konnte man als Schweizer im Vorfeld dieser Abstimmung eine ausgewogene Berichterstattung genießen. Eine von 22 Schweizer Zeitungen hat es geschafft positiv über die Initiative zu berichten. In Zeiten der Medienförderung, was ja auch eine Form des Marketings ist, beißt man doch nicht die Hand, die einen füttert. Eine goldgedeckte Währung hätte jedenfalls jene, gerne das Geld der anderen Leute ausgebenden, Politikerklasse hart getroffen. Aber ist ja nichts passiert, die Schweiz und die EU werden immer mehr zu Brüdern im Geiste und die Eidgenossen immer mehr zu EU-Genossen.

Zu guter Letzt hatte gestern Donnerstag noch einer alter Hase des Marketinggeschäfts seinen Auftritt. Seine Worte hatten, zum rechten Moment gesprochen, schon einige Male einen Trend umgekehrt. Langsam aber doch gerät nun aber unser EZB Chef in den Ruf ein Maulheld zu sein. Immer mehr verlangt der Markt, dass Herr Draghi seinen Worten Taten folgen lässt. Gestern war die Erwartungshaltung dementsprechend hoch. Diesmal muss es ja soweit sein, dachten viele Marktteilnehmer und positionierten sich schon im Vorfeld für das Kursfeuerwerk. Aber falsch Gedacht. Schuld ist natürlich wieder der Deutsche, der sich, in diesem historischen Experiment der globalen Wertschöpfung aus dem Nichts, querlegt. Auch das ist Marketing, denn irgendwann wird es der Bundesbank zu blöd werden immer der europäische „Schwarze Peter“ zu sein und der Experimentierfreudigkeit von Super Mario zustimmen. Vorerst tauchten die Märkte aber ab und der Euro leitete eine Gegenbewegung ein. Ob daraus mehr wird, dass wissen die Götter, Draghi und Yellen. Denn eines scheint ziemlich sicher zu sein, jedes Wort das Drahi gestern auf der Pressekonferenz von sich gegeben hat, wurde vorher mit seiner Kollegin auf dem Chefsessel der FED abgestimmt. Denn eines möchten die modernen Herren des Geldes und Sozialkonstrukteure mit ihren Marketing-Tricks nicht riskieren … etwas dem Volk, oder noch besser dem Markt, überlassen zu müssen.

In diesem Sinne propagiere ich weiter spannende Zeiten. Erste Reihe fussfrei, im großem Kino der Geld- und Gottspieler.