Die letzten Tage habe ich einen Artikel über saisonale Bewegung der Aktienmärkte im Dezember veröffentlicht. Aus diesem Blickwinkel erscheint die aktuelle Abwärtsbewegung als nichts außergewöhnliches, denn der Dezember neigt üblicherweise erst nach der Monatsmitte zur Stärke.
Die saisonale Betrachtung ist jedoch nur ein Mosaiksteinchen unter vielen, welches uns einerseits vor Panik bewahren und uns andererseits in Momenten der Euphorie warnen soll. Es wird daher Zeit meine Kommentare zur Zyklik um aktuelle Entwicklungen zu ergänzen, denn derzeit nimmt die Anzahl der Störfeuer zu, welche den Dezember doch noch zu einem enttäuschenden Monat machen könnten.
Statistisch gesehen, mit Bezugnahme auf den Dow, gehört der Dezember zu den positiven Monaten. Seit 1927 endete der Dezember 65-mal positiv. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass der Dezember seit diesem Jahr 22-mal im Minus endete. Den letzten Dezember mit einem Minus größer 5% sahen wir im Jahr 2002 (-6,3%). Richtige Panik mit Bewegungen größer 10% brachten die Jahre 1930 und 1931. Der saisonale Verlauf ist daher nicht unfehlbar, negative Überraschungen nicht unbedingt eine Seltenheit.
Dieses Jahr spürt man förmlich die hohe Nervosität der Marktteilnehmer. Das Handelsvolumen in New York ist leicht überdurchschnittlich und obwohl die laufende Korrektur bisweilen sehr gemäßigt ausfiel, stieg die letzten Tage die Volatilität stark an.
Zusätzlich brachten uns die vergangenen neun Handelstage acht Hindenburg-Omen. Das ist schon ein echtes historischen Extrem. Eine vergleichbar hohe Anzahl an Hindenburg-Omen (7 in 7 Tagen) gab es zuletzt im Dezember 1999, einige Wochen bevor der Markt Anfang 2000 ein langjähriges Hoch ausbildete.
Zudem fallen die Renditen und Erdöl. Heute Morgen fiel WTI unter 60 Dollar. Der russische Markt bricht weiter ein und der Rubel setzt seinen Sturzflug fort. Viele andere Börsen von Erdölexport-Länder bilden Topping-Formationen, wenn sie noch schon abgestürzt sind. Auch der griechische Leitindex fiel auf ein neues Jahrestief, während die Rendite Griechenlands stark anzog. Die Zinskurve des Landes am Peleponnes ist mittlerweile invers, was eine Rezession ankündigt. Auch der CDS Markt beginnt für viele Länder höhere Ausfallswahrscheinlichkeiten einzupreisen. Weiter notiert der SKEW-Index auch schon wieder auf erhöhtem Niveau, die Gefahr einer ungewöhnlich starken Bewegung ist somit als überdurchschnittlich hoch zu beschreiben.
Ja, dieser Dezember hat es in sich. Dass die Jahresendrally diesmal ausfallen könnte, sollte man mittlerweile zumindest für möglich halten. Die Entwicklung der kommenden Tage wird uns die Antwort geben.
Genau beobachten sollte man nun den Russel 2000. Schafft es dieser Index die nächsten Tage sein Konsolidierungsmuster nach oben zu verlassen, dann sollte dies der Startschuss für einen positiven Kursverlauf, zumindest für die US-Börsen, bedeuten. Spannende Tage liegen somit vor uns, jedoch sollte uns ein negativer Dezember dieses Jahr nicht mehr unbedingt überraschen. Abschreiben darf man die Jahresendrally aber mit Sicherheit noch nicht.