Yellen, der Dollar und warum sie von dessen Stärke die Nase voll hat

Auch wenn man heute in der „normalen“ Presse überall lesen kann, dass FED Chefin Yellen gestern den Weg in Richtung Zinserhöhung geebnet hat, so würde ich den Ausfluss der gestrigen FED Sitzung eher in eine andere Richtung interpretieren.

Auch wenn ich die Wortklauberei rund um die Formulierungen der FED Vorsitzenden etwas kurios finde, so möchte ich hier doch dieses semantische Spiel mitspielen. Was ist passiert? Ja das Wort „geduldig“ wurde gestrichen. Ein Schritt mit dem die Marktteilnehmer gerechnet haben. Es wurde jedoch nicht ersatzlos gestrichen, was viele als ein Zeichen für einen in kürze folgenden Zinsschritt interpretiert hätten. Aus „geduldig“ wurde nun „flexibel“ und das schiebt den Zinsschritt auf der Zeitachse der Beobachter nun einmal ein wenig weiter nach hinten. Ja, Yellen hat mit ihrer „milderen“ Formulierung viele überrascht. Das „Warum?“ sollte uns hier aber nicht wirklich überraschen.

Viele US-Frühindikatoren haben die letzten Wochen negativ überrascht. Das erwartete Wirtschaftswachstum für die USA im 1. Quartal liegt nun bei nur mehr 0,3 %. Gleichzeitig ist das Inflationsziel der FED von 2 % in weite Ferne gerückt. Eine „brummende“ Wirtschaft sieht in den Augen der Vorsitzenden anders aus.

Die FED-Chefin ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin. Dieser Indikator ist derzeit noch das einzige was in den USA positiv ist. Aber auch hier zeigte die letzte Veröffentlichung der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung keine Besserung mehr. Yellen ist ziemlich sicher klar, dass ein starker Dollar Arbeitsplätze exportiert.

Das echte Statement der gestrigen Sitzung wird also schnell klar: Es reicht ihr mit dem starken Dollar, genug ist genug. Alles andere wäre aus ihrer Sicht ja auch ziemlich verrückt. Warum sollte Sie in Zeiten von niedrigster Inflation und schwächelnder Wirtschaft einen frühen Zinsschritt riskieren, den Dollar somit weiter stärken und das zarte Pflänzchen Wirtschaftswachstum noch mehr gefährden? Das kann sie nicht wollen und das wird sie auch zu verhindern wissen.

Wenn ich mir die Faktenlage ansehe, dann würde es mich nicht überraschen, wenn 2015 gar kein Zinsschritt mehr kommen würde. Vielleicht wird es einen minikleinen geben, um das Gesicht nicht komplett zu verlieren, aber mehr sollte es nicht werden.

Die gestrige Marktreaktion unterstreicht meine Annahme. Der USD-Index fiel wie ein Stein, ebenso die Renditen der US-Anleihen, Rohstoffe und Gold zogen an. Ebenso zeigten US-Aktien Stärke.

Rechnen Sie also in den nächsten Wochen mit einem steigenden Euro, steigenden Rohstoffpreisen und fallenden US-Renditen. Rechnen Sie auch damit, dass US-Aktien in den kommenden Wochen eine bessere Performance zeigen werden als der DAX, denn das mittelfristige Ziel von Yellen wird eine höhere Inflationsrate sein. Alles andere würde in dem beschrieben Gemenge doch mehr als überraschen.

Besonders Gold in USD abgerechnet und Minenwerte sollte aus der Mischung steigender Inflation und fallender Rendite profitieren können. Kein anderer Wert reagiert so sensibel auf eine sinkende Realverzinsung.

Gedanken zur heutigen EZB Sitzung und zum gelben Metall

Viele wichtige Währungen kommen derzeit in die Nähe bedeutender Widerstände/Unterstützungen. EUR/USD fällt Richtung 1,20, der USD/YEN marschiert auf die 120 zu und der USD-Index selbst notiert knapp unter 90 Punkten. Hier einen glatten Durchmarsch zu erwarten, würde bedeuten, dass so manches Gesetz der Charttechnik neu definiert werden müsste. Es würde mich auch überraschen, wenn die FED einen Rutsch des EUR/USD unter 1,20 einfach so hinnehmen würde. Darüber haben Draghi und Yellen mit hoher Wahrscheinlichkeit schon konferiert.

Anzunehmen ist, dass Draghi heute viel Bewegung in die Märkte bringen wird. Die Erwartungshaltung ist enorm hoch. Negative Überraschungen können nicht ausgeschlossen werden. Oft passiert, womit keiner rechnet, sodass auch ein steigender Euro bei fallenden Aktienindizes eine mögliche Reaktion auf die heutige Notenbanksitzung sein kann.

Der Goldpreis hält sich derzeit über 1200 Dollar und „verdaut“ seinen starken Anstieg am Montag ohne große Rücksetzer. Gleichzeitig trotz das gelbe Metall dem steigenden Dollar, was positiv zu bewerten ist. Auch die gestrige Stärke der Minenwerte lässt weiter anziehende Notierungen vermuten. Sollten sich diese positive Setup in den nächsten Tagen bestätigen, plane ich hier weiter prozyklische Zukäufe zu tätigen.