Arbeitsmarkt, Dollar, Goldrausch und viele offene Fragen

Die positive Reaktion des Goldpreises auf die Arbeitsmarktdaten erfolgt größtenteils auf US-Dollar-Ebene. In Euro bewegte sich Gold kaum. Dies zeigt, dass Gold nur über eine geringe intrinsische Stärke verfügt. Die Preisentwicklung vom Freitag ist daher als stark dollarabhängig zu bezeichnen. Die Minen zeigten sich allerdings von ihrer besten Seite.

Die CoT Daten vom Freitag waren keine große Offenbarung. Der Gold Index stieg auf 28 Punkte, Silber auf 17. Beide Werte sind nach wie vor als bärisch zu bezeichnen. Die Spekulation ist nach wie vor als sehr hoch zu bezeichnen.

Positiv ist jedoch, dass wir uns im besten Umfeld für Gold bewegen. Fallende Renditen treffen auf steigende Inflationsraten. Der Realzins fällt. Ein solches Umfeld war am Freitag insbesondere auf der Renditeseite gegeben.

Im Laufe der letzten Woche habe ich meine Cashquote wieder um etwa 10 % reduziert. Sie ist mit 39 % aber weiter als erhöht zu bezeichnen. Das Wikifolio notiert knapp unter seinem Jahreshoch.

Für ein All In, ist es nach wie vor zu früh. Der Anstieg des Goldpreises am Freitag war wie beschrieben währungsgetrieben und die Spekulation am Terminmarkt ist weiter sehr hoch. Sollte der Goldpreis nun ein niedriges Hoch ausbilden, kann ein Fall unter USD 1200 weiter nicht ausgeschlossen werden. Positiv wäre nun ein schneller Anstieg des Preises auf ein neues Jahreshoch, welcher größtenteils durch physische Käufe getrieben ist.

Ich muss aber festhalten, dass ich mittelfristig steigende Kurse erwarte. Spätestens in der saisonal, positiven Zeit im August/September sollte dem Goldpreis der Ausbruch gelingen. Bis es jedoch soweit ist, werde ich die Strategie der letzten Wochen fortsetzten und mit erhöhter Cashquote abwarten und auf kleinere Trades setzten. Sollten wir jedoch eine vernünftige Bereinigung seitens des Terminmarktes oder ein zügiger Ausbruch auf ein neues Jahreshoch sehen, dann steht diese Vorgehensweise zur Disposition.

 

 

USD LONG – das Boot ist voll

Wenn „Gott und die Welt“ auf einen steigenden US-Dollar wettet, sollte man sich doch die Frage stellen, wer wird jetzt noch Dollar kaufen? Es ist anzunehmen, dass solange sich die Marktteilnehmer dementsprechend positionieren, die Parität nicht erreicht werden sollte.

Interpretiere ich diese Grafik von Merrill Lynch richtig, so könnten 2016 auch Entwicklungsländer und Rohstoffe wieder interessant werden.

Bankprognosen für das 2. Halbjahr 2015

Schätzungen von 20 deutschen Banken per 2. Juli 2015 zum Jahresende 2015

Prognose 2015 Veränderung in Prozent
DAX 12.261 +11%
Euro Stoxx 50 3.734 +12%
S&P 500 2.176 +5%
Nikkei 225 20.938 +2%
Rendite 10 Jahre Bund 0,81 -4%
Euro/USD 1,07 -3%
Gold 1.193 +3%
Öl 66,9 +7%

Gedanken zu Russland, China, OPEC, Öl und USD

Ein Freund hat mir folgenden lesenswerten Kommentar zugespielt:

„Neue Statistiken belegen, dass die Russen die großen Konkurrenten der OPEC in China geworden sind: China importiert 36% mehr Öl aus Russland, während die Ölimportmengen aus dem Nahen Osten um über 10% eingebrochen sind. Russland hat heute einen Anteil an den chinesischen Ölimporten von 11%, nach 9% vor einem Jahr, Saudi Arabiens Anteil sank in der gleichen Zeit von 19% auf 16%. Das liegt auch am tieferen Rubel, der russisches Öl günstiger werden ließ. Dazu kommt ein weiteres Element. Die Öl-Tochter von Gazprom gab gestern Abend bekannt, ihren Ölhandel mit China vollständig in Rubel und Yuan abzurechnen, der USD wird dabei keine Rolle mehr spielen. Über die Handelssummen schweigt man sich aus. Damit wird immer mehr die eherne Petrodollar-Kette erodiert: In der Vergangenheit galt: Die Welt bezahlt mit USD, um ihr Öl zu kaufen, und die Petrodollars werden genutzt, um US-Staatsanleihen zu kaufen. Goldman Sachs hat berechnet, dass das in den kommenden drei Jahren durch den gefallenen Ölpreis für insgesamt 900 Milliarden USD nicht mehr gelten wird: Dieses Geld wird nicht mehr in Staatsanleihen wandern, da es bei den Konsumenten in den Industriestaaten hängen bleiben wird, die damit eher die Umsatzerlöse der Konsumgüterindustrie nach oben bewegen werden. Eine massive Veränderung, die auch die Geldpolitik der Zentralbanken massiv beeinflusst, heißt es bei Goldman Sachs.“

Yellen, der Dollar und warum sie von dessen Stärke die Nase voll hat

Auch wenn man heute in der „normalen“ Presse überall lesen kann, dass FED Chefin Yellen gestern den Weg in Richtung Zinserhöhung geebnet hat, so würde ich den Ausfluss der gestrigen FED Sitzung eher in eine andere Richtung interpretieren.

Auch wenn ich die Wortklauberei rund um die Formulierungen der FED Vorsitzenden etwas kurios finde, so möchte ich hier doch dieses semantische Spiel mitspielen. Was ist passiert? Ja das Wort „geduldig“ wurde gestrichen. Ein Schritt mit dem die Marktteilnehmer gerechnet haben. Es wurde jedoch nicht ersatzlos gestrichen, was viele als ein Zeichen für einen in kürze folgenden Zinsschritt interpretiert hätten. Aus „geduldig“ wurde nun „flexibel“ und das schiebt den Zinsschritt auf der Zeitachse der Beobachter nun einmal ein wenig weiter nach hinten. Ja, Yellen hat mit ihrer „milderen“ Formulierung viele überrascht. Das „Warum?“ sollte uns hier aber nicht wirklich überraschen.

Viele US-Frühindikatoren haben die letzten Wochen negativ überrascht. Das erwartete Wirtschaftswachstum für die USA im 1. Quartal liegt nun bei nur mehr 0,3 %. Gleichzeitig ist das Inflationsziel der FED von 2 % in weite Ferne gerückt. Eine „brummende“ Wirtschaft sieht in den Augen der Vorsitzenden anders aus.

Die FED-Chefin ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin. Dieser Indikator ist derzeit noch das einzige was in den USA positiv ist. Aber auch hier zeigte die letzte Veröffentlichung der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung keine Besserung mehr. Yellen ist ziemlich sicher klar, dass ein starker Dollar Arbeitsplätze exportiert.

Das echte Statement der gestrigen Sitzung wird also schnell klar: Es reicht ihr mit dem starken Dollar, genug ist genug. Alles andere wäre aus ihrer Sicht ja auch ziemlich verrückt. Warum sollte Sie in Zeiten von niedrigster Inflation und schwächelnder Wirtschaft einen frühen Zinsschritt riskieren, den Dollar somit weiter stärken und das zarte Pflänzchen Wirtschaftswachstum noch mehr gefährden? Das kann sie nicht wollen und das wird sie auch zu verhindern wissen.

Wenn ich mir die Faktenlage ansehe, dann würde es mich nicht überraschen, wenn 2015 gar kein Zinsschritt mehr kommen würde. Vielleicht wird es einen minikleinen geben, um das Gesicht nicht komplett zu verlieren, aber mehr sollte es nicht werden.

Die gestrige Marktreaktion unterstreicht meine Annahme. Der USD-Index fiel wie ein Stein, ebenso die Renditen der US-Anleihen, Rohstoffe und Gold zogen an. Ebenso zeigten US-Aktien Stärke.

Rechnen Sie also in den nächsten Wochen mit einem steigenden Euro, steigenden Rohstoffpreisen und fallenden US-Renditen. Rechnen Sie auch damit, dass US-Aktien in den kommenden Wochen eine bessere Performance zeigen werden als der DAX, denn das mittelfristige Ziel von Yellen wird eine höhere Inflationsrate sein. Alles andere würde in dem beschrieben Gemenge doch mehr als überraschen.

Besonders Gold in USD abgerechnet und Minenwerte sollte aus der Mischung steigender Inflation und fallender Rendite profitieren können. Kein anderer Wert reagiert so sensibel auf eine sinkende Realverzinsung.

Gott und die Welt spekulieren gegen den Euro

Mittlerweile spekuliert Gott und die Welt gegen den Euro. Es wäre schon sehr ungewöhnlich wenn unter solchen Voraussetzungen der USD-Index über 90 Punkte steigen könnte. Auch ein Fall des EUR/USD unter 1,20 wäre eine große Überraschung.

CoT EURUSD 8-12-2014Aber der politische Wille der EZB den Euro weiter zu schwächen ist vorhanden. Der Markt ist dementsprechend positioniert, dass ein Fall des EUR/USD unter 1,20 schnell zu Kursen in den Bereich 1,18 bis 1,15 führen kann. In meinen Augen ist dies kurzfristig aber das unwahrscheinlichste aller Szenarien, denn wir sehen ein zu hohes Maß an Spekulation in diesem Markt.

Ebenfalls sollte man langsam auch damit kalkulieren, dass die Schmerzgrenze der USA, aber auch der Schweiz, mittlerweile wohl erreicht wurde. Alle diese Faktoren sollte das weitere Abwärtspotenzial des Euros limitieren.

Gedanken zur heutigen EZB Sitzung und zum gelben Metall

Viele wichtige Währungen kommen derzeit in die Nähe bedeutender Widerstände/Unterstützungen. EUR/USD fällt Richtung 1,20, der USD/YEN marschiert auf die 120 zu und der USD-Index selbst notiert knapp unter 90 Punkten. Hier einen glatten Durchmarsch zu erwarten, würde bedeuten, dass so manches Gesetz der Charttechnik neu definiert werden müsste. Es würde mich auch überraschen, wenn die FED einen Rutsch des EUR/USD unter 1,20 einfach so hinnehmen würde. Darüber haben Draghi und Yellen mit hoher Wahrscheinlichkeit schon konferiert.

Anzunehmen ist, dass Draghi heute viel Bewegung in die Märkte bringen wird. Die Erwartungshaltung ist enorm hoch. Negative Überraschungen können nicht ausgeschlossen werden. Oft passiert, womit keiner rechnet, sodass auch ein steigender Euro bei fallenden Aktienindizes eine mögliche Reaktion auf die heutige Notenbanksitzung sein kann.

Der Goldpreis hält sich derzeit über 1200 Dollar und „verdaut“ seinen starken Anstieg am Montag ohne große Rücksetzer. Gleichzeitig trotz das gelbe Metall dem steigenden Dollar, was positiv zu bewerten ist. Auch die gestrige Stärke der Minenwerte lässt weiter anziehende Notierungen vermuten. Sollten sich diese positive Setup in den nächsten Tagen bestätigen, plane ich hier weiter prozyklische Zukäufe zu tätigen.