„Dieser Krieg verändert alles.“

Folker Hellmeyer ist nun mal Folker Hellmeyer. Mit spitzer Zunge analysiert er die Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine. Wie von ihm gewohnt, bekommt hier jeder sein Fett ab und er eröffnet Perspektiven, die weit darüber hinausgehen, was uns die Giftküchen der russischen, aber auch westlichen, Propagandaschmieden derzeit täglich als ihre Wahrheit verkaufen.

Das Prädikat „sehenswert“ verdient sich dieses Interview allemal, egal ob man seine Meinung teilt oder nicht.

Gold: AMPEL SCHALTET AUF GRÜN

Letzte Woche konnte der Goldpreis seine 50-Tages Linie überwinden.

Gleichzeitig gelang dies auch dem Silberpreis.

Dem XAU-Goldminenindex gelang dazu auch noch der Ausbruch aus einer bullischen Flaggenformation.

Die Spekulation im Gold bleibt erhöht, jedoch ist sie noch nicht übertrieben. Bei Silber zeigt der Terminmarkt weiter keine Überhitzung.

Auch Kupfer konnte seine 50-Tages Linie als Sprungbrett nutzen und setzte seinen Aufwärtstrend fort.

Unterstützt wurden diese Bewegungen von einem fallenden Dollar. Die Inflationsraten der USA (+1,4%) und Deutschlands (-0,4%) liegt aktuell 1,8 Prozentpunkte auseinander. Dies treibt die Realzinsdifferenz D-USA in den Plusbereich und unterstützt damit einen weiter steigenden EUR/USD.

Alles in allem stehen die Zeichen derzeit gut, dass die Edelmetalle und mit ihnen deren Produzenten, die nun seit fast drei Monaten laufende Konsolidierung abgeschlossen haben.

In den kommenden Tagen ist es wichtig, dass die Ausbruchsmarken halten und die Spekulation nicht überhitzt. Ein Rückfall unter die 50-Tages Linie wäre dann in Kombination mit einem Blick auf die Terminmarktdaten zu bewerten. Vorerst stehen die Ampeln aber auf grün.

Das Brexit Spiel

Die Märkte spielen Brexit und versuchen derzeit zumindest mögliche Folgen einzupreisen. Die Risk-Off Indikatoren (Anleihen, Yen und Gold) zeigen Stärke. 10 jährige deutsche Anleihen rentieren im negativen Bereich, der Dollar fällt zum Yen um fast 2 % über Nacht und Gold knackt die 1300 Dollar Marke. 

Die Edelmetallproduzenten profitieren ebenfalls von dieser Entwicklung, „Gold uns Silber Majors“ konnte auch ein neues Hoch steigen, obwohl die Cashquote etwas über 1/3 des Depotvolumens beträgt.  

Ich möchte nun kurz umreißen, warum ich derzeit weiter an dieser erhöhten Cashquote festhalte. Das Brexit Spiel ist ein Spiel, dessen Ausgang noch keiner kennt. Ok, sollte es wirklich dazu kommen, dann ist Risk-Off weiter angesagt und Gold sollte weiter steigen, wovon auch die Minen profitieren sollten. Prozyklische Käufe würden sich dann anbieten. Kommt es jedoch nicht dazu, dann würde ein Großteil dieser Angst zurückgehandelt werden. Es ist anzunehmen, dass es auch bei Gold und Silber dann zu Rücksetzern kommen wird.  

Egal also wie die Abstimmung ausgeht, was wir zu erwarten haben ist Volatilität. Diese Volatilität möchte ich nicht voll mitmachen, da ich doch auch erhebliche, kurzfristige Abwärtsrisken sehe. Wenn die Abstimmung vorbei ist und uns der Markt die weiter Richtung klarer erkennen lässt, ist noch immer genug Zeit um sich dementsprechend zu positionieren. Ja, diese Vorgehensweise kann Rendite kosten, aber dafür reduziert sie auch die Schwankungsbreite im Wikifolio. 

Der CoT-Index von Gold notiert bei 17, der von Silber bei 23 Punkten. Auch wenn wir uns hier in den letzten Wochen von den Extremwerten verabschiedet haben, mahnt der Terminmarkt weiter zur Vorsicht. Dennoch habe ich in den vorigen drei Wochen die Aktienquote von 50 auf knapp 65 % erhöht.

 

Bankprognosen für das 2. Halbjahr 2015

Schätzungen von 20 deutschen Banken per 2. Juli 2015 zum Jahresende 2015

Prognose 2015 Veränderung in Prozent
DAX 12.261 +11%
Euro Stoxx 50 3.734 +12%
S&P 500 2.176 +5%
Nikkei 225 20.938 +2%
Rendite 10 Jahre Bund 0,81 -4%
Euro/USD 1,07 -3%
Gold 1.193 +3%
Öl 66,9 +7%

Yellen, der Dollar und warum sie von dessen Stärke die Nase voll hat

Auch wenn man heute in der „normalen“ Presse überall lesen kann, dass FED Chefin Yellen gestern den Weg in Richtung Zinserhöhung geebnet hat, so würde ich den Ausfluss der gestrigen FED Sitzung eher in eine andere Richtung interpretieren.

Auch wenn ich die Wortklauberei rund um die Formulierungen der FED Vorsitzenden etwas kurios finde, so möchte ich hier doch dieses semantische Spiel mitspielen. Was ist passiert? Ja das Wort „geduldig“ wurde gestrichen. Ein Schritt mit dem die Marktteilnehmer gerechnet haben. Es wurde jedoch nicht ersatzlos gestrichen, was viele als ein Zeichen für einen in kürze folgenden Zinsschritt interpretiert hätten. Aus „geduldig“ wurde nun „flexibel“ und das schiebt den Zinsschritt auf der Zeitachse der Beobachter nun einmal ein wenig weiter nach hinten. Ja, Yellen hat mit ihrer „milderen“ Formulierung viele überrascht. Das „Warum?“ sollte uns hier aber nicht wirklich überraschen.

Viele US-Frühindikatoren haben die letzten Wochen negativ überrascht. Das erwartete Wirtschaftswachstum für die USA im 1. Quartal liegt nun bei nur mehr 0,3 %. Gleichzeitig ist das Inflationsziel der FED von 2 % in weite Ferne gerückt. Eine „brummende“ Wirtschaft sieht in den Augen der Vorsitzenden anders aus.

Die FED-Chefin ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin. Dieser Indikator ist derzeit noch das einzige was in den USA positiv ist. Aber auch hier zeigte die letzte Veröffentlichung der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung keine Besserung mehr. Yellen ist ziemlich sicher klar, dass ein starker Dollar Arbeitsplätze exportiert.

Das echte Statement der gestrigen Sitzung wird also schnell klar: Es reicht ihr mit dem starken Dollar, genug ist genug. Alles andere wäre aus ihrer Sicht ja auch ziemlich verrückt. Warum sollte Sie in Zeiten von niedrigster Inflation und schwächelnder Wirtschaft einen frühen Zinsschritt riskieren, den Dollar somit weiter stärken und das zarte Pflänzchen Wirtschaftswachstum noch mehr gefährden? Das kann sie nicht wollen und das wird sie auch zu verhindern wissen.

Wenn ich mir die Faktenlage ansehe, dann würde es mich nicht überraschen, wenn 2015 gar kein Zinsschritt mehr kommen würde. Vielleicht wird es einen minikleinen geben, um das Gesicht nicht komplett zu verlieren, aber mehr sollte es nicht werden.

Die gestrige Marktreaktion unterstreicht meine Annahme. Der USD-Index fiel wie ein Stein, ebenso die Renditen der US-Anleihen, Rohstoffe und Gold zogen an. Ebenso zeigten US-Aktien Stärke.

Rechnen Sie also in den nächsten Wochen mit einem steigenden Euro, steigenden Rohstoffpreisen und fallenden US-Renditen. Rechnen Sie auch damit, dass US-Aktien in den kommenden Wochen eine bessere Performance zeigen werden als der DAX, denn das mittelfristige Ziel von Yellen wird eine höhere Inflationsrate sein. Alles andere würde in dem beschrieben Gemenge doch mehr als überraschen.

Besonders Gold in USD abgerechnet und Minenwerte sollte aus der Mischung steigender Inflation und fallender Rendite profitieren können. Kein anderer Wert reagiert so sensibel auf eine sinkende Realverzinsung.

Parabolische Zinsentwickung

Interessante Gedanken von Manfred Hübner zur Zinsentwicklung:

Bei 30 Jahren Laufzeit bedeutet dies, dass ein Investor eine Währungsabwertung um rund 45% durch den Zinsvoraus ausgleichen könnte! Zieht man nun in Betracht, dass die meisten Investoren derzeit an eine Abwertung des Euros (!) glauben, wird die Absurdität des aktuellen Zinsgefüges deutlich.

Solch große Zinsabstände sind auf Dauer nur zu rechtfertigen, wenn das Land mit den höheren Zinsen (!) die schwache Währung besitzt. Die Konsequenz dieser Analyse lautet deshalb: Entweder sinkt die Zinsdifferenz zwischen den USA und Deutschland künftig wieder und / oder die Wechselkurse müssten sich wieder zu Gunsten des Euros normalisieren. Dass dies passiert, ist nicht eine Frage des „ob“, sondern des „wann“. Denn bei freien Märkten handeln die einzelnen Bondmärkte nicht im luftleeren Raum, sondern sind wie kommunizierende Röhren miteinander verbunden.“

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Was ist heuer los mit der Jahresendrally?

Als in der Woche nach Thanksgiving viele Indizes neue Allzeithochs markierten lag Euphorie in der Luft. Fast jeder sprach schon von der Jahresend-Rally. Diese Woche geht’s nun doch ziemlich dynamisch abwärts und langsam stellen sich immer mehr Marktteilnehmer die Frage: „Fällt heuer die Jahresend-Rally aus?“

Die Antwort auf diese Frage wissen per heute nur die Götter, aber was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass wir derzeit eine Bewegung im Rahmen der saisonalen Erwartungen sehen. Aus dieser Sicht kann die Zeit ab dem Nikolaustag einigermaßen ruppig werden, was ich auch schon in früheren Kommentaren erwähnt habe. Das Fenster für ein der stärksten Perioden im Jahr, der erwähnten Jahresend-Rally, öffnet sich statistisch erst zwischen dem 15. und 18. Dezember. In 4er-Jahren (1904, 1914, 1924, …) ist die Korrekturgefahr zwischen Nikolaus und der Dezember-Mitte besonders ausgeprägt.

Durschnittsverlauft 4er Jahre

Natürlich kennt keiner die Zukunft und der Krug geht nur solange bis zum Brunnen bis er bricht, aber vorerst muss die Jahresend-Rally noch keinesfalls abgeschrieben werden. Erst wenn die Kurse ab 18. Dezember weiter abbröckeln, dann steigt die Gefahr massiv an, dass 2014 ein Jahr ohne starkem Finish wird.

Aber wie schon erwähnt, die nächsten 7 Tage können noch sehr nervenaufreibend werden. Aber wer erwartet schon das Börsengewinne nicht auch ihren Preis haben?

Gedanken zur heutigen EZB Sitzung und zum gelben Metall

Viele wichtige Währungen kommen derzeit in die Nähe bedeutender Widerstände/Unterstützungen. EUR/USD fällt Richtung 1,20, der USD/YEN marschiert auf die 120 zu und der USD-Index selbst notiert knapp unter 90 Punkten. Hier einen glatten Durchmarsch zu erwarten, würde bedeuten, dass so manches Gesetz der Charttechnik neu definiert werden müsste. Es würde mich auch überraschen, wenn die FED einen Rutsch des EUR/USD unter 1,20 einfach so hinnehmen würde. Darüber haben Draghi und Yellen mit hoher Wahrscheinlichkeit schon konferiert.

Anzunehmen ist, dass Draghi heute viel Bewegung in die Märkte bringen wird. Die Erwartungshaltung ist enorm hoch. Negative Überraschungen können nicht ausgeschlossen werden. Oft passiert, womit keiner rechnet, sodass auch ein steigender Euro bei fallenden Aktienindizes eine mögliche Reaktion auf die heutige Notenbanksitzung sein kann.

Der Goldpreis hält sich derzeit über 1200 Dollar und „verdaut“ seinen starken Anstieg am Montag ohne große Rücksetzer. Gleichzeitig trotz das gelbe Metall dem steigenden Dollar, was positiv zu bewerten ist. Auch die gestrige Stärke der Minenwerte lässt weiter anziehende Notierungen vermuten. Sollten sich diese positive Setup in den nächsten Tagen bestätigen, plane ich hier weiter prozyklische Zukäufe zu tätigen.